Zur Geschichte unserer Schule
Die Lessingschule, in Treuen und Umgebung auf Grund des roten Ziegelwerkes und (seinerzeit) des roten Daches wegen als "rote Schule" bekannt, blickt auf eine über 100 Jahre wechselvolle Geschichte zurück. Die Weihe des neuen Schulgebäudes erfolgte am 22. März 1904. Es wurden eine achtklassige 1. Bürgerschule (Mittlere Volksschule) mit Sprachabteilung und eine 2. Bürgerschule (Einfache Volksschule) gebildet. In beiden Schulhäusern, der neuen "Städtischen Schule" und im "Alten Schulhaus" (heute das Rathaus Treuen) wurden nach Ostern 1904 1.374 Schüler unterrichtet.
Infolge wachsender Schülerzahl suchte man 1912 nach neuen Lösungen. Baubeginn der heutigen Marienschule Treuen war März 1912. Am 09. April 1913 erfolgte die Grundsteinlegung und zu Ostern 1914 die Weihe der "Neuen Bürgerschule", von den Treuener Bürgern auch "weiße Schule" genannt. Mit Beginn des 1. Weltkrieges wurde ein Schulhaus stillgelegt. Der Schulbetrieb wurde jedoch während des Krieges durch Zusammenlegung von Klassen, Kürzung der Stundenzahlen und Einstellung von Kindergärtnerinnen aufrechterhalten. Ab Ostern 1919 war der normale Schulbetrieb wieder sichergestellt.
Aus der Zeit 1933 bis 1945 sind keine aussagefähigen Unterlagen vorhanden. Im April 1945 musste der Unterricht eingestellt werden. Anfangs wurden die Schulen mit Flüchtlingen und Umsiedlern belegt, anschließend durch die sowjetische Besatzungsmacht. Aus Platzgründen wurde das gesamte Mobilar aus den Fenstern auf den Schulhof geworfen.
Am 29. Oktober 1945 wurde der Schulbetrieb zunächst in der "roten Schule" wieder aufgenommen. Über 1.000 Kinder wurden von neun Lehrern unterrichtet. Ab September 1946 begann auch wieder der Schulbetrieb in der "weißen Schule". Im Schuljahr 1947/1948 wurden an beiden Schulen, damals als "demokratische Einheitsschule" bezeichnet, 1.200 Kinder in 34 Klassen von 28 Neulehrern unterrichtet. Immer wieder wurde der Schulbetrieb durch äußere Einflüsse ernsthaft gefährdet. Durch Kohlemangel und eine größere Kesselreperatur konnte zum Beispiel in den Wintermonaten 1947/1948 nur die "weiße Schule" beheizt werden. Unterricht wurde in zwei Schichten bis 17.00 Uhr erteilt.
Die "Treuener Festwoche" vom 04. bis 12. Juli 1953 war verbunden mit der 50-Jahr-Feier und der Namensgebung der "roten Schule". Die Namensgebung fand am 05. Juli 1953 vor der Schüler- und Lehrerschaft und am Abend im "Treuener Hof" vor der Öffentlichkeit statt. Die Bezeichnung galt für die gesamte Einrichtung, zu der beide Schulgebäude gehörten. Der Name "Lessingschule" wurde später in die Fassade des vorderen Schulgebäudes eingemeißelt. Am 1. September 1956 erhielt die Schule eine erste 9. Klasse. Die 10. Klasse folgte im darauffolgenden Jahr. Aus der einstigen Grund- und Einheitsschule entstand 1959 die neue zehnklassige allgemeinbildende polytechnische Oberschule. Im Zuge der Umsetzung der Schulnetzkonzeption wurden mit Beginn des Schuljahres 1969/1970 alle Schüler des Schulkombinates Oberlauterbach-Altmannsgrün in die Lessingschule Treuen übernommen.
1975 umfasste die Lessingschule Treuen 44 Klassen die von ca. 88 Lehrern in zwei Gebäuden unterrichtet wurden. Dies wurde als "nicht mehr überschaubar" eingeschätzt. Daher entschloss man sich zu einer ab 01. September 1975 wirkenden Schultrennung. Zwei selbständige Schulen sollten entsprechende Veränderungen ermöglichen. In der "roten Schule" waren nur Einrichtungen für die Klassen der Unterstufe vorhanden, in der "weißen Schule" nur für Mittel- und Oberstufe. Die Schaffung entsprechender Fachunterrichtsräume war vor allem in der "roten Schule" eine kostenintensive Aufgabe. Neben baulichen Maßnahmen wurden ca. 70.000 Mark für neue Schulmöbel und ca. 40.000 Mark für neue Lehrmittel benötigt. Mit der Schultrennung nannte sich die "weiße Schule" "Lessingoberschule II". Am 08. November 1977 erhielt die "weiße Schule" den Namen "Sergant-Pawlow-Oberschule". Sergant Pawlow wurde wegen seiner Verdienste im 2. Weltkrieg mit dem Titel "Held der Sowjetunion" ausgezeichnet.
Nach der Schultrennung widmete man der Traditionspflege in der Lessingschule größere Aufmerksamkeit. So wurde beschlossen, die dem mittleren Treppenaufgang im ersten Stock gegenüberliegende Wand zur "Lessingwand" zu gestalten. Diese Wand sollte zugleich Repräsentations- und Unterrichtscharakter haben. In der Zeit bis 1989 war die Arbeit des Lehrerkollegiums einschließlich der Direktoren immer wieder von Sondereinsätzen geprägt. Vom Beheizen des Schulgebäudes über Malerarbeiten in den Klassenräumen bis zur Unterstützung von Handwerkern wurden erhebliche Eigenleistungen erbracht, um die Auswirkungen der Mangelwirtschaft gering zu halten. Ab 1970 waren umfangreiche bauliche Veränderungen notwendig geworden. Die Schaffung neuer Sanitäranlagen, der Ausbau der Speiseräume (noch im Kellergeschoss des Schulgebäudes), die Renovierung und teilweise Rekostruktion der Schulküche sowie die Vervollständigung der Ausstattung wurden 1977 abgeschlossen und kosteten ca. 230.000 Mark. Für die Instandsetzung des Daches der Lessingschule incl. Turnhalle wurden nochmals 90.000 Mark bereitgestellt. 1982 wurde die Heizungsanlage teilweise erneuert. 1985 wurde ein weiterer Flachbau eingweiht, der Speisesaal an der Lessingschule.
Die politischen und wirtschaftlichen Veränderungen 1989 bedeuteten auch für die Schule einen Neuanfang. Als eine der ersten Maßnahmen wurde der Sonnabend wieder schulfrei. Ab 1990 wurden wieder alle Erstklässler in die Lessingschule eingeschult. An allen Schulgebäuden wurde sofort nach der Wende versucht, mit Notsanierungen und teilweiser Rekonstruktion, die den heutigen Ansprüchen angemessene Qualität zu erreichen. Ein immenser Sanierungs- und Neubaubedarf konnte festgestellt und bis heute teilweise gedeckt werden. 1991 erfolgte die Umstellung der Heizungsanlage von Kohle auf Erdöl und 1993 wurden die Fenster erneuert.
Nach Einführung des gegliederten Schulsystems in Sachsen mit Beginn des Schuljahres 1992/1993 entstanden eine einzügige Grundschule in Schreiersgrün, eine einzügige Grundschule in Thoßfell, eine vierzügige Grundschule in Treuen, die Lessingschule, eine vierzügige Mittelschule in Thoßfell mit der Außenstelle in Treuen und das Gymnasium Treuen. Mit Beginn des Schuljahres 1994/1995 lernten in der Lessingschule 355 Grundschüler. Am 11. März 1993 erfolgte die Gründung des Schulverbandes "Treuener Land". Vier selbständige Gemeinden mit ihren Ortschaften und Ortsteilen (Neuensalz, Hartmannsgrün/ Pfaffengrün, Eich und die Stadt Treuen) übertrugen am 01. April 1994 alle schulorganisatorischen Angelegenheiten an die Geschäftsstelle des Schulverbandes "Treuener Land".
Für die Lessingschule Treuen begannen 1994 die Planungen für deren grundhafte Sanierung. Die Planungen beinhalteten als Schwerpunktaufgabe den Aufbau des bereits seit der Errichterzeit 1902 fehlenden Nordwestflügels. Aus Kostengründen konnte dieser bisher noch nicht realisiert werden. Die Sanierung des Schulgebäudes begann im Jahr 1999 mit der Notsanierung der Turnhalle. Immense Schäden durch Hausschwammbefall mussten mit dieser Teilsanierung beseitigt werden. Ab 10. Februar 2000 konnte wieder der Sportunterricht in unserer Turnhalle stattfinden. Bei der Sanierung des Mitelrisaltis handelte es sich ebenso um eine Notsanierung; der Ziergiebel am Dach drohte herabzustürzen. Auch die denkmalpflegerisch sehr wertvolle Bausubstanz am Mittelrisalit musste man vor dem Verfall retten. Abgeschlossen ist die Restaurierung des Eingangsfoyers im Jahr 2001. Bis zur 100-Jahr-Feier der Schule im September 2003 wurde ab 2002 der Innenausbau des Schulgebäudes realisiert. Die marode Haustechnik wurde komplett erneuert; Treppenhaus und Hauptflure sind nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten und unter Beachtung brandschutztechnischer Forderungen rekonstruiert. Die renovierten Klassen- und Fachunterrichtsräume wurden den aktuellen Erfordernissen angepasst. Der Schulbetrieb konnte ohne nennenswerte Störungen während des Innenausbaus gewährleistet werden.
Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Lessingschule wurde vom 09. bis 14. September 2003 eine Festwoche veranstaltet. Unter Leitung der Schule wurde ein Festkomitee berufen, in dem Elternvertreter, Lehrer und ehemalige Lehrer sowie Vereine und Gewerbetreibende mitarbeiteten und für die kulturelle und sportliche Umrahmung der Feierlichkeiten am Festwochenende sorgten. Tür und Tor der Lessingschule standen jedem Besucher offen. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde die Festwoche zum 100. Schuljubiläum der Lessingschule gefeiert. Das Schulhaus und das große Festgelände erlebten einen ungeahnten Ansturm, so viele Menschen waren in Treuen schon lange nicht mehr unterwegs. Alle Besucher waren von der Vielfalt der Schulhausausstellung überwältigt, die das Handwerk und das Leben der Menschen früher und heute und die Schule im Wandel der Zeiten behandelte.
Die große Investition mit Erweiterung des Schulgebäudes durch Errichtung des Nordwestflügels wurde im Frühjahr 2016 abgeschlossen.
Im Schuljahr 2024/2025 werden an der Lessingschule Treuen 229 Grundschüler in 10 Klassen von 12 Lehrern unterrichtet. Die gut ausgestattete Schule bietet Schülern und Lehrern sehr gute Lern- und Arbeitsbedingungen. Die benachbarte "weiße Schule" - im Jahr 2001 erhielt sie den Namen "Marienschule" - ist heute Oberschule und wird im Schuljahr 2024/2025 von ca. 280 Schülern, vorwiegend in Realschulzügen besucht.